Das Amulett von Samarkand by Stroud Jonathan

Das Amulett von Samarkand by Stroud Jonathan

Autor:Stroud, Jonathan [Stroud, Jonathan]
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 3442364027
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-05-21T22:00:00+00:00


Bartimäus

24

Wenn man einen ungefähr streichholzschachtelgroßen Skarabäus gegen einen vier Meter großen stierköpfigen Koloss mit einer Silberlanze antreten lässt, darf man keinen fairen Kampf erwarten, schon gar nicht, wenn der Käfer in einer engen Glocke eingesperrt ist, die beim kleinsten Kontakt mit einem unvorsichtigen Fühler seine Substanz einäschert. Natürlich versuchte ich, die Sache so lange wie möglich hinauszuzögern, indem ich, in der unbestimmten Hoffnung, der Lanze ausweichen zu können, ein paar Millimeter über dem Postament auf der Stelle schwirrte, aber wenn ich ehrlich bin, war ich nicht so richtig mit dem Herzen dabei. Ich stand kurz davor, von einem Trottel mit dem IQ einer Stubenfliege zerquetscht zu werden, und je eher es vorbei war, desto besser.

Deshalb wunderte ich mich doch ein wenig, als der schrille Schlachtruf des Utukku, gerade als die Lanze auf mich niederfahren wollte, jäh von einem lauten Befehl unterbrochen wurde.

»Baztuk! Warte!«

Adlerschnabel hatte gesprochen, und man hörte, dass es ihm ernst war. Hat sich ein Utukku jedoch erst einmal zu etwas durchgerungen, fällt es ihm schwer, einen Rückzieher zu machen. Stierkopf konnte die Lanze nur mit Mühe bremsen. Er hielt sie weiterhin auf meine Glocke gerichtet.

»Was ist denn jetzt schon wieder, Xerxes?«, knurrte er. »Versuch ja nicht, mir meine Rache zu vermiesen! Ich hab zweitausendsiebenhundert Jahre drauf gewartet, Bartimäus zu fassen zu kriegen…«

»Dann kannst du auch noch einen Augenblick länger warten. Er läuft dir schon nicht weg. Spitz mal die Ohren – hörst du was?«

Baztuk legte den Kopf schief. Auch ich stellte mein Geflatter ein und lauschte angestrengt. Ein leises Klopfen… so schwach und zart, dass man unmöglich sagen konnte, wo es herkam.

»Das sind bloß irgendwelche Arbeiter. Oder einer von diesen Protestmärschen, den die Menschen so gern veranstalten. Und jetzt halt endlich den Schnabel, Xerxes.« Baztuk war nicht gewillt, der Angelegenheit weiter nachzugehen. Die Sehnen an seinen Unterarmen traten hervor, als er die Lanze fester packte.

»Das sind keine Arbeiter. Dafür klingt es zu nah.« Xerxes’ Federhaube sträubte sich. Er war nervös. »Lass Bartimäus in Ruhe und komm hier rüber. Ich will wissen, was das ist.«

Fluchend stapfte Baztuk zu seinem Kollegen hinüber. Die beiden schritten mit den Ohren an der Wand den ganzen Raum ab und zischten einander zu, gefälligst leiser aufzutreten. Das Klopfen ging weiter, leise, in unregelmäßigen Abständen und irritierend unbestimmbar.

»Keine Ahnung, von wo das kommt.« Baztuk schrammte mit der Lanzenspitze an der Wand entlang. »Kann von überall herkommen. Wart mal…! Vielleicht macht er ja…« Er warf mir einen Unheil verkündenden Blick zu.

»Unschuldig, Euer Ehren«, sagte ich.

»Mach dich nicht lächerlich, Baztuk«, meinte Adlerschnabel. »Die Glocke verhindert, dass er seine magischen Fähigkeiten außerhalb des Gitters benutzt. Es muss irgendwas anderes sein. Ich finde, wir sollten Alarm geben.«

»Aber es ist doch nichts vorgefallen.« Stierkopf wirkte verängstigt. »Wir kriegen bloßÄrger. Lass mich wenigstens schnell noch Bartimäus abmurksen«, bettelte er. »Jetzt wo ich ihn endlich habe!«

»Ich finde, ihr solltet unbedingt Hilfe holen«, mischte ich mich ein. »Was es auch ist, ihr seid bestimmt damit überfordert. Vielleicht ist es ja ein Klopfkäfer oder ein verirrter Specht.«

Baztuk sprühte der Schaum meterweit aus den Nüstern. »Jetzt hab ich aber endgültig die Schnauze voll, Bartimäus! Jetzt bist du dran!« Er zögerte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.